Wildwasser Tour ins Engadin
Angereist wurde am Samstag, los gings mit dem Paddeln am Sonntag. Als erster Bach wurde die Sanna, welche aus dem Zusammenfluss der Trisanna und Rosanna entsteht und nach ca. 8km bei Landeck in den Inn mündet, auserkoren. Da der Abschnitt relativ kurz ist wird die Sanna in der Regel zweimal befahren, erfahrene WW-Paddler nennen dies „Runs“. Einige Paddler sind am Vormittag noch einen Klettersteig begangen und haben den ersten Run nicht mitgemacht. Bis auf eine Schwimmerin am bekannten und beliebten Pianser Schwall, einer relativ steilen Gefällstrecke mit einigen Verblockungen, welche aber zügig gerettet wurden konnte wurde der Abschnitt erfolgreich befahren. Für den zweiten Run war die Gruppe mit stattlichen 15 Paddlern nun vollständig und befuhr die Sanna dieses Mal ohne Zwischenfälle, so dass alle glücklich und zufrieden am späten Nachmittag am Campingplatz ankamen.
Am Montag wurde der gleichnamige Inn-Abschnitt rund um die Schweizer Stadt Scuol, in der man wie im gesamten Engadin die vierte Schweizer Landessprache rätoromanisch spricht, bepaddelt. Die Anfahrt war an diesem Tag etwas langwieriger, da die viel befahrene Reschenpass-Straße nach Italien gesperrt wur und sich somit viel Verkehr über die kleine Straße im Inntal rollen musste. Die Scuoler Strecke ist ein landschaftlich sehr schöner Abschnitt mit Wildwasser 2-3, die Schlüsselstellen Happy Snapper, Locomotive und Frenchman sind mit Wildwasser 4 etwas schwieriger, können aber leicht umtragen werden. Da jeder aus der Gruppe die Strecke schon kannte sind wir durchgefahren, genossen die schöne Landschaft, das Wetter und das spritzige Wasser ohne Zwischenfälle. Kurz vor dem Ausstieg am Praedella-Stausee konnten wir sehen, das eine weitere ehemalige Schüsselstelle, eine eindrucksvolle Prallwand mit dem Namen „schwarze Wand“, welche durch einen Murenabgang vor einigen Jahren verschwand, so langsam wieder vom Fluss freigespült wird.
Am Dienstag ging es dann noch ein Stückchen weiter den Inn hoch, es wurde der Abschnitt Susch, Anfänger-geeignetes WW2 in Verbindung mit der Giarsun-Schlucht, anspruchsvolleres WW3-4 gepaddelt. Da Wolfgang und Christian diesen Abschnitt noch nicht gepaddelt sind war die Aufregung etwas größer, auch weil ein Fahrtabbruch in der Giarsun-Schlucht nicht mehr möglich ist, da die Schlucht von hohen Felswänden umgeben ist kann man nur ganz am Anfang und kurz vor dem Ende der Strecke aus der Schlucht. Dank der guten Vorfahrer Werner und Werner wurde aber auch dieser Abschnitt erfolgreich gemeistert. Christian, gebürtig aus der Altmark, der Heimatregion vom Reichskanzler Otto Graf von Bismarck wurde an der Schüsselstelle „Preußenschleuder“ einmal ordentlich durchgeschleudert, konnte aber durch sichere Beherrschung der Kenterrolle ohne Aussteigen weiterfahren.
Am Mittwoch wollten einige abermals die Scuoler Strecke fahren. Da der Inn Niedrigwasser hatte und die Scuoler Strecke bis auf die Schlüsselstellen erfahrenen Paddlern eher weniger Adrenalinschübe verpasst schlossen Wolfgang und ich uns einer Spaltergruppe an, die die gleichnamige Ache im Ötztal, gemeinhin kurz Ötz genannt paddeln wollte. Der untere Abschnitt hatte einen ungewöhnlich hohen Wasserstand und versprach somit mehr Aufregung. Bis auf die Tatsache, das die Parkplätze am Einstieg im Ort Ötz und am Ausstieg in Haiming jetzt auch Geld kosten gab es keine erwähnenswerten Veränderungen zu den Vorjahren und auch dieser Tag wurde glücklich mit einer schönen Paddeltour verbracht.
Am Donnerstag wurde nochmals die Giarsun-Schlucht bepaddelt. Eine kleine Gruppe von 5 Paddlern, zu der auch Wolfgang und Christian gehörten, m eine etwas längere Paddeltour und paddelte die direkt an die Giarsun-Strecke grenzende Ardezer Schlucht. Diese ist noch etwas anspruechvoller als die Giarsun-Schlucht, es gibt hier den bei dem Wasserstand absolut unfahrbaren „Bock-Schlitz“, der etwas mühselig am linken Ufer über Stöck und (große!) Steine umtragen wurde. Ein weitere Highlight ist der sogenannte „Himmelsgucker“, ein ca. 2m hoher Abfall bei dem es so aussieht, als ob der Vordermann auf einmal verschwindet. Diese Stelle hat ihren Namen aus der Zeit, als Wildwasser noch mit langen 4m-Booten befahren wurde. Mit diesen langen Booten hat man nach dem Drop zwangsläufig Wasser auf das Heck bekommen und eine Kerze gemacht, der Paddler konnte sich also den Himmel angucken. Für uns beide hat es sich ob des hohen, graden Abfalls erst wie ein „Höllengucker“ angefühlt aber wir konnten den Abschnitt erfolgreich abpaddeln. Auf dem zuvor absolvierten Giarsun-Abschnitt hat der Inn wieder gezeigt, dass er die Herkunft der Paddler sehr genau bestimmen kann und Christian abermals durchgeschleudert.
Am Freitag war endlich mal paddelfrei, wir beide sind vom Campingplatz aus wandern gegangen. Wir haben die sehr schöne Raduschl-Klamm, das ansehnliche Hochtal und Naturschutzgebiet Pfundser Tschey sowie den mit 2153m ca. 1200 Höhenmeter entfernt liegenden Hausberg Pfundser Frudiger bewandert. Da die Gesamtstrecke mit ca. 25km auch nicht gerade kurz war, waren wir am Abend beide relativ müde und sind zur Abwechslung mal zeitig ins Bett gegangen.
Am Samstag war Abschiedstag, die meisten aus der Gruppe sind abgereist, natürlich nicht ohne noch einmal gemeinsam zu paddeln, es wurde abermals die Sanna in Landeck, diesmal aber bei einem weitaus geringerem Wasserstand, was es m.E. am Pianser Schwall etwas anspruchsvoller machte, da mehr Blöcke aus dem Wasser ragen als bei mehr Wasser. Aber gut, dafür fliesst es auch (ein bisschen) langsamer. Es musste niemand aussteigen oder rollen und so ging eine sehr schöne Paddelwoche zu Ende!